Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Gebäudedämmung bleibt für die Energiewende relevant

Dämmung nach Plan statt Dämm-Wahn

Sanierung der Gebäudehülle minimiert Wärmeverlust. © B. Baumann

Dämmung: Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz im Rahmen von Zukunft Bau zu Energieeinsparpotenzialen durch Dämmung der Gebäudehülle.

Professor Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz München stellte auf einer Veranstaltung in Berlin einige Ergebnisse aus einer von der Forschungsinitiative "Zukunft Bau" des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung beauftragten Metastudie "Technologien und Techniken zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden durch Wärmedämmstoffe: Produkte - Anwendungen - Innovationen" zu allen Aspekten der Gebäudedämmung vor. Ein Sanierungsfahrplan müsse her, so die Teilnehmer der Debatte.

Offiziell vorgestellt wird die Studie in den nächsten Wochen. Ausrichter sind auch der GdW als Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme und der Gesamtverband Dämmstoffindustrie.

Im Wahlkampf, so Holm, sei das Thema gar nicht mehr thematisiert worden, obwohl die Regierung immer wieder bekräftigte, dass vor allem die Energie am umweltfreundlichsten sei, die gar nicht erst verbraucht werde, und der Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden somit eine besondere Bedeutung zukomme. Auch bei dem Thema steuerliche Anreize sei man leider nicht weitergekommen. Ein grober Fehler, so waren sich die Veranstalter einig.

Rund 18,2 Millionen Gebäude gibt es derzeit in Deutschland, 83 Prozent davon sind Ein- oder Zweifamilienhäuser. Diese sind laut Studie für fast 65 Prozent des Endenergieverbrauchs für Raumwärme und Warmwasser in Deutschland verantwortlich – hier schlummere also ein großes Potenzial zur Senkung des Energieverbrauchs, so Holm. Von den über 2.500 Terawattstunden (TWh), die jedes Jahr in Deutschland verbraucht werden, entfallen rund 40 Prozent auf Raumwärme, Warmwasserbereitung und Beleuchtung. Bis zu 75 Prozent der in einem Wohngebäude eingesetzten Energie wird für das Heizen benötigt.

Über eine ungedämmte Gebäudehülle gehe ein großer Teil dieser Heizwärme dann wieder verloren. "Dämmstoffe erreichen nicht nur eine Minderung dieser Verluste", sagte Holm, "man darf auch nicht vergessen, dass die Bauteile dadurch geschützt werden und vor allem die Behaglichkeit beim Wohnen massiv verbessert wird." Trotz guter Argumente ist die energetische Sanierungsrate und Dämmbereitschaft von Hauseigentümern in den letzten zwei Jahren eher etwas zurückgegangen.

Man müsse, so Holm, auch vor allem die Dämmung an die jeweilige Gebäudesituation anpassen und keine Pauschalforderungen stellen. Die Geschichte der energetischen Baustoffertüchtigung sei auf jeden Fall eine erfolgreiche, so Holm. "Die Transmissionswärmeverluste von Gebäuden sind seit den Nachkriegsbauten um 80 Prozent gesunken."

"Hätte es keine Wärmeschutzverordnung 1978 gegeben, dann wäre der Endenergieverbrauch laut Berechnungen der Studie um 25 Prozent höher als er heute ist", so Holm weiter. Die Einführung der Wärmeschutzverordnung 1978 und damit die entsprechenden Anpassungen sowie die Einführung der EnEV 2002 spare jährlich laut Berechnungen der Meta-Studie jährlich etwa 250 TWh an Endenergie für Heizung alleine im Wohnungsbau ein. Dies entspräche mehr als der zweifachen Leistung aller neuen Atomkraftwerke, die 2012 in Deutschland in Betrieb waren.

Hätte man, so Holm, die Anforderungen an den energetischen Standard nur im Neubau entsprechend geregelt, aber die Sanierungen im Gebäudebestand ohne verbesserten Wärmeschutz umgesetzt, würde der Endenergieverbrauch noch 150 TWh über dem jetzigen Ist-Wert liegen. Das entspräche rund acht Prozent des aktuellen Endenergieverbrauchs in Deutschland, und damit etwas mehr als der Hälfte der aktuell durch alle erneuerbaren Energien bereitgestellten Menge.

Technisch realisierbar wäre ein Einsparpotenzial von insgesamt 50 Prozent, schätzt Holm, daraus ergäbe sich im gesamten Gebäudebereich ein grob geschätzter Minderverbrauch von zirka 500 TWh pro Jahr. Das sei allerdings eine theoretische Effizienzverbesserung mit der Voraussetzung, dass wirklich alle energetischen Sanierungsmodule ausgenutzt würden.

Ein- und Zweifamilienhäuser machen in Deutschland 61 Prozent der bewohnten Wohnfläche aus und spielten demnach bei der Senkung des Gebäudeenergieverbrauchs eine tragende Rolle, so Holm. 80 Prozent dieser Häuser wurden vor der Einführung der Wärmeschutzverordnung von 1995 gebaut, 65 Prozent davon stehen heute zur Sanierung an.

Wenn man davon ausgehe, dass bei einem Einfamilienhaus rund 25 Prozent und einem Mehrfamilienhaus rund 40 Prozent der Heizwärmeverluste über die Wände erfolgen, gingen rein rechnerisch bei den unsanierten Gebäuden in der Summe fast 130 TWh Energie für Heizung über die Außenwände verloren. Würde man alle sanierungsbedürftigen Fassaden entsprechend den derzeit geltenden energetischen Anforderungen sanieren, so die Zahlen der Studie, ergäbe sich ein Einsparpotenzial von fast 100 TWh. Addiere man noch Anteile für Dach und Keller dazu, ergebe sich für die opake Gebäudehülle eine mögliche Reduktion des jährlichen Heizwärmeverbrauchs in Deutschland um die 190 TWh.

Für eine Komplettsanierung aller sanierungsbedürftigen Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland wären laut Holm 540 Milliarden Euro notwendig. Dabei würden aber schon rund 400 Milliarden Euro auf die Sowieso-Kosten fallen, die rein energetisch bedingten Mehrkosten lägen also bei 140 Milliarden Euro. Im Gegenzug würde man jährlich rund 290 TWh Endenergie für Heizung einsparen, wenn man auch die Transmissionsverluste durch Fenster und Lüftungswärmeverluste beachte. Das entspräche bei einem aktuellen Heizölpreis dann einer jährlichen Einsparung von etwa 25 Milliarden Euro. Die Einsparung allein durch Dämmung betrüge dabei fast 15 Milliarden Euro.
von Nicole Allé / pgl

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