Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Verbraucherzentrale arbeitet mit Qualitätskontrolle

"Billigthermographie taugt nur für Bilderrahmen"

Thermographie gehört in die Hand von Fachleuten. Bild: VPB

Experten warnen vor Preisdrückerei bei Thermographieaufnahmen.

Fassadenbaufirmen, aber zunehmend auch regionale Versorgungsunternehmen, Kommunen, Geldinstitute und Bausparkassen locken mit preiswerten Thermographien oder verlosen thermographische Aufnahmen, kritisiert der Verband Privater Bauherren unsachgemäße Billigangebote. Sachgerecht ausgeführte Thermographie koste Zeit und habe deshalb ihren Preis. "Aufnahmen für hundert Euro taugen häufig allenfalls für den Bilderrahmen", sagt Johannes Deeters, Sachverständiger des Verbands Privater Bauherren. Diese Angebote seien überwiegend nicht seriös.

Für Hausbesitzer ist es oft nicht einfach, die schwarzen Schafe zu erkennen. Der Preis liefere bereits einen ersten Anhaltspunkt, sagt Deeters: "Statt hundert Euro kostet eine seriöse Thermographieuntersuchung einschließlich schriftlicher Auswertung und Bericht um die 500 bis 600 Euro" je nach Gebäude.

Aus Sicht von Achim Fischer, Energiereferent der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hängt der Preis auch davon ab, was der Verbraucher mit den Bildern machen will und ob er wirklich ein Thermographiegutachten braucht. Notwendig sei auf jeden Fall die Koppelung mit Energieberatung. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen arbeitet deshalb an einem Angebot, bei dem Thermographie gebündelt im kommenden Winter mit Vor-Ort-Energieberatung angeboten wird. Das hatte es in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Winter schon einmal gegeben, die Resonanz war mit 1.500 Gutachten gut.

Für die Thermographie inklusive Vor-Ort-Beratung werden die Preise im nordrhein-westfälischen Projekt  beim neuen Angebot wohl zwischen 150 und etwas über 200 Euro liegen. Die Qualitätssicherung erfolgt durch die Ausschreibung. Die Verbraucherzentrale hat Kriterien erstellt, die die beteilgten Thermographen erfüllen müssen. Sie beziehen sich wohl auf deren Ausbildung als auch auf die technische Ausstattung. "Ein Zertifikat der Thermographen ist sinnvoll, genauso wichtig ist aber Erfahrung im Baubereich. Für die mit uns zusammenarbeitenden Thermographen haben wir Qualitätskriterien für die Mitarbeiter, aber auch für die Ausrüstung erstellt", sagt Fischer.

"Mancher arglose Hausbesitzer wird auch mit manipulierten Thermographieaufnahmen regelrecht über den Tisch gezogen", warnt Deeters. Das sei technisch möglich, bestätigt auch Fischer. Mit der Wärmebildkamera wird ein Gebäude von außen aufgenommen. Die Kamera erkennt dabei unterschiedliche Oberflächentemperaturen und setzt sie farblich um - die warmen und heißen Zonen in Gelb und Rot, die kühlen in blaue Töne. Im Wärmebild zeichnet sich dann beispielsweise eine schlecht gedämmte Wand in kräftigem Rot ab.

Manipulation bei Thermographie möglich

"Die Farbwiedergabe der Kamera lässt sich allerdings einstellen, und die Thermogramme lassen sich damit auch manipulieren", erläutert Deeters. "Unseriöse Thermographen kommen also ohne Probleme zu den gewünschten roten Bildern. Damit suggerieren sie dann dem Hausbesitzer, er habe eine extrem schlecht gedämmt Fassade, die dringend gedämmt werden müsse." So werden Hausbesitzer häufig zu teuren Wärmedämmmaßnahmen überredet, auch, wenn diese für ihr Haus vielleicht gar nicht sinnvoll sind.

Außerdem müssen die Aufnahmen unter bestimmten Witterungsbedingungen gemacht werden. "Auch hier beobachten wir immer wieder vermeintliche Fachleute, die Aufnahmen machen, nachdem den ganzen Tag die Wintersonne auf die Fassade geschienen hat. Diese Hausfront ist natürlich warm und zeigt sich in der Thermographie rot. Aber nicht, weil von innen so viel Wärme nach außen verloren ginge, sondern weil die Fassade die Sonnenwärme vom Tag noch gespeichert hat",sagt Deeters. Außenthermographien sind von so vielen Faktoren abhängig und können nur unter bestimmten Witterungsbedingungen an wenigen Stunden des Tages gemacht werden.

Als Qualitätsmerkmal nennt Deeters auch die Beratung. Die Aussage, dass das Haus unbedingt gedämmt werden müsse komme "meist von Fassadenbaufirmen, die Dämmstoffe verkaufen wollen". Ein seriöser Thermograph erläutere seine Untersuchungsergebnisse schriftlich und mündlich, überlasse die Konsequenzen aus der Untersuchung aber dem qualifizierten Energieberater. Der erarbeitet ein Sanierungsgutachten für das gesamte Haus, in das er neben anderem auch die Ergebnisse der Thermographie einbezieht. Die Beratung steht auch beim Angebot der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Mittelpunkt. "Das Schlimmste ist wenn ein falsches Bild vermittelt und Maßnahmen durchgeführt werden, die nicht sinnvoll sind", sagt Fischer.

Teilweise wird Thermographie auch als Screening für komplette Straßenzüge angeboten. Mareike Soder vom Baden-Württemberger Projekt Zukunft Altbau ist bei dieser Methode zwiegespalten. Die Aufnahmen könnten den Erstkontakt mit Hausbesitzern erleichtern, aber nicht wirklich Hinweise auf notwendige Sanierungsmaßnahmen ergeben. Dazu müssten wirklich aussagekräftige Aufnahmen erstellt werden, und die erforderten viel Sorgfalt. "Man braucht auch Aufnahmen von außen und innen um wirklich Aussagen treffen zu können", sagt Soder. pgl

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